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Ragazplatz ist eingeweiht
Stadt würdigt das Schaffen von Clara und Leonhard Ragaz
Am Sonntag, 1. September 2024, wurde in Chur der Ragazplatz feierlich eingeweiht. Der Platz zwischen der St. Martinskirche und dem Rätischen Museum erhielt seinen neuen Namen zu Ehren von Clara und Leonhard Ragaz.
Politik und Kirche können auch gemeinsam, betonte Stadtrat Patrik Degiacomi an der offiziellen Einweihung des Ragazplatzes. Dabei verdankte und würdigte er – wie auch der Folgeredner Curdin Mark – die wichtige vorgängige Arbeit von Stadträtin Sandra Maissen, die aufgrund ihrer Krankheit nicht anwesend sein konnte. Zuvor wurde die wertvolle Arbeit von Clara und Leonhard Ragaz in der Predigt von Pfarrer Robert Naefgen gewürdigt. Es sei der Einsatz für die Kleinsten der Gesellschaft, welcher das Reich Gottes bereits auf Erden sichtbar mache, und er verwies damit treffend auf die Arbeit der beiden Kämpfer für eine gerechtere Gesellschaft. Passend dafür verwendete Naefgen das Gleichnis vom Senfkorn, welches zwar das kleinste unter den Saatkörnern sei, jedoch ausgewachsen zum grössten aller Sträucher werde. Wenn auch die heutige Pflanzenkunde dies zu widerlegen vermag, bleibt es sinnbildlich bis heute aktuell. Vielleicht mehr denn je, wie die Anwesenden an der feierlichen Einweihung - begleitet von der Grain Square Dixie-Band - auch aus den darauffolgenden Ansprachen von Politik und Kirche entnehmen konnten.
Fast ein Schulhaus
Im Rahmen der Benennung von Plätzen und Strassen in Chur sei es dem Stadtrat ein grosses Anliegen, dass Frauennamen verstärkt an Sichtbarkeit gewinnen, führte Stadtrat Degiacomi an seiner Ansprache aus. So seien von den insgesamt 30 Strassen und Plätzen, die nach Persönlichkeiten benannt wurden, bis anhin gerade mal drei Strassen nach Frauen benannt. Die Benennung des Platzes zu Ehren von Clara und Leonhard Ragaz führte im Stadtrat daher zu weniger Diskussion als die genaue Bezeichnung. Standen dem Stadtrat doch beide Vor- sowie Familiennamen zur Auswahl. Einmal mehr habe man - für Chur nicht unüblich – die pragmatische Variante gewählt. Ragazplatz soll er deshalb heissen, der Platz zwischen der St. Martinskirche und dem Rätischen Museum, erklärte Degiacomi und ergänzte am Rande schmunzelnd, dass Clara Ragaz schon bei der Umbenennung des Sportplatzes Ringstrasse zur Schul- und Sportanlage Fortuna in die Ränge gekommen sei, es aber leider nur auf den zweiten Platz geschafft hätte.
Am richtigen Ort
Dass der Platz der Richtige ist für Clara und Leonhard Ragaz wurde aber in der Ansprache von Curdin Mark, Präsident der Reformierten Kirche Chur, rasch und eindrücklich klar. Seien sie einerseits in unmittelbarer Nähe im Antistium wohnhaft und die Kirche sowie Glauben für ihr Wirken zentral gewesen. Mark hob in seiner Ansprache den Mut, die Stärke und den Gerechtigkeitssinn der beiden hervor. Und Clara war nicht nur die Frau des Pfarrers und Professors. Sie war darüber hinaus eine Kämpferin für das Frauenstimmrecht, eine Pazifistin und setzte sich ein für bessere soziale Bedingungen für eben jene Kleinsten der Gesellschaft ein. Sie und ihr Mann setzten sich ein gegen Krieg und Ungerechtigkeiten, denn Freiheit und Frieden gehören zusammen, so Mark, welcher damit den Kreis von damals zu heute schloss. Liefen vor 120 Jahren Clara und Leonhard Ragaz wohl etliche Male über den heute nach ihnen benannten Platz und sinnierten über Krieg und Ungerechtigkeiten, könne dies heute und künftig jeder machen, der über den Ragazplatz schreite.