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  • Neubau bringt alte Alarmzentrale zum Vorschein

    22. Juni 2022

    Ein Dokument aus dem Jahre 1938 belegt das Baugesuch einer Alarmzentrale, welche beim Neubau der Firma Inventx an der Steinbruchstrasse zum Vorschein gekommen ist. Über weiteres Vorgehen der Anlage berät der Stadtrat.

    Während der Bauarbeiten für das neue Inventx-Gebäude an der Steinbruchstrasse ist man überraschenderweise auf eine Alarmzentrale aus dem Jahre 1939 gestossen. Bei den Grabungen für den Neubau sei plötzlich der Boden eingebrochen, so der Bauleiter. Die Überraschung sei gross gewesen, als man erstmals mit einer Leiter in die gewölbten Räume vorstiess. Umgehend wurde mit dem Militär, dem archäologischen Dienst sowie dem Heimatschutz Kontakt aufgenommen und in den Archiven der Stadt nach Unterlagen gesucht. Doch da fand man nicht viel. Der Grund dafür zeigte sich sogleich auch in den wenigen gefundenen Dokumenten.

    Besichtigung
    Stadtpräsident Urs Marti und Bauleiter Axel Wolf bei der Besichtigung

    Streng geheim
    Bau der Alarmzentrale wurde von der Luftschutzorganisation der Stadt Chur in Auftrag gegeben, welche sich aufgrund der kriegerischen Aktivitäten veranlasst sah, eine Alarmzentrale für den passiven Luftschutz zu schaffen. Der Zweck der Alarmzentrale bestand mit grösster Wahrscheinlichkeit darin, eine Rückzugsmöglichkeit mit Aufrechterhaltung der Kommunikation zu schaffen. Möglicherweise gar für den damaligen Stadtrat. Das Baugesuch wurde genehmigt, mit der Auflage bei Sprengungen vorsichtig vorzugehen um Schäden an Nachbarhäusern zu vermeiden. Auch auf den Wunsch der Luftschutzorganisation, den Bau nicht bekannt werden und deshalb das Gesuch und den Grundriss nicht öffentlich aufliegen zu lassen, wurde beim Bauamt eingegangen. Als Begründung ist nachzulesen, dass es sich hierbei um reine Tiefbauarbeiten und keine Hochbauarbeiten handle und so von einer Veröffentlichung abgesehen werden könne. In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls verbrieft, dass die für die Öffentlichkeit sicherlich wahrnehmbaren Bauarbeiten offiziell als städtischer Einstellraum für den damals dort ansässigen Forstwerkhof genannt werden sollten.

    Der Bau
    Dem genehmigten Baugesuch liegt ein Schreiben des damaligen Stadtpräsidenten bei, in welchem die Arbeitsvergebung an die Firma Prader & Co. festgelegt wurde. Alsbald begannen die Bauarbeiten als Stollenbau unterirdisch im Fels hinter dem Forstwerkhof. Der Eingang verlief über einen 1.40 m breiten Zugangsstollen. Dieser führte in einen kleineren Warteraum und von dort gelangte man in die 40 m2 grosse Alarmzentrale. So sah es zumindest der Plan vor. Der heutige Fund an der Steinbruchstrasse bringt jedoch an den Tag, dass hinter der geplanten Zentrale noch ein zweiter, etwas kleinerer Raum in den Felsen hinein gebaut wurde. Dieser war mit Tür und Fenster zum Hauptraum sowie einem zusätzlichen WC ausgestattet. Ebenfalls geplant wurde ein Notausgang, welcher über eine Leiter in einem höhergelegenen Gang ins Freie führte. Auch hier gibt es eine leichte Planabweichung. Während der Plan den Notausgang im nördlichen Teil vorgesehen hatte, ist der Leiteraufstieg heute an der westlichen Wand noch vorhanden. Der Notausgang wurde im Verlauf der Zeit zugemauert.

    Zeitzeuge
    Der Zugangsstollen und der Warteraum wurden bei den aktuellen Bauarbeiten abgetragen. Von aussen ist heute somit direkt der vordere Raum der Alarmzentrale sichtbar, in welcher bis heute noch die Lüftungsanlage steht. Interessant dabei ist, dass die mit einem Elektromotor angetriebene Lüftung im Falle eines Stromausfalls mit zwei Fahrrädern hätte betrieben werden können. Diese Lüftungsvorrichtung ist neben den WC's sowie alten elektrischen Installationen alles, was aus dieser Zeit an Infrastruktur noch übrig ist. Das restliche Mobiliar oder andere Gegenstände sind verfallen oder wurden entfernt.

    Der letzte Archiveintrag stammt aus dem Jahr 1955. Darin wird auf eine ungenügende Abdichtung des Felsgewölbes aufmerksam gemacht. Danach gerät die Alarmzentrale mehr und mehr in Vergessenheit. Bis heute. Auf der Baustelle an der Steinbruchstrasse ist diese wieder zum Vorschein gekommen und klafft als gewölbtes Loch mitten im Felsen. Aktuell laufen noch Abklärungen über den künftigen Verbleib dieses Zeitzeugen. Es ist nicht mehr viel vorhanden von der Alarmzentrale der damaligen Luftschutzorganisation der Stadt Chur. Und wie schon im 1938 wird auch aktuell der Stadtrat darüber entscheiden.

    Einbruchstelle
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